Teufelsberge alter Computer – Wohin mit Elektromüll in Berlin?
Ausrangierte Computer führen zu Bergen an giftigem Elektroschrott. Aufrüsten, spenden, fachgerecht entsorgen – was man in Berlin mit „dem Alten“ alles machen kann.
Laptops und Computer gehören wohl zu den kurzlebigsten Elektroartikeln in deutschen Haushalten. Dass sich Speicherplatz und Leistungsfähigkeit innerhalb kürzester Zeit verdoppeln, führt dazu, dass vermeintlich „veraltete Geräte“ regelmäßig ersetzt werden. Der durchschnittliche Computer wird gerade mal 2-3 Jahre genutzt.
Das ist beachtlich. Nicht nur, weil der Computer meist eines der teuersten elektrischen Geräte im Haushalt ist – wann haben Sie dagegen zum letzten Mal einen neuen Fön oder einen neuen Toaster gekauft? Beachtlich auch deshalb, weil ausrangierte Computer zu immer größeren, problematischen Bergen an Elektroschrott führen.
Teufelsberge – giftiger Elektroschrott
Computersysteme bestehen aus bis zum 1000 verschiedenen Materialien. Darunter befinden sich umweltgefährende Stoffe wie Blei, Polyvinylchlorid, Cadmium, Quecksilber, Barium und Brom. Diese Gifte können bei unsachgemäßer Entsorgung in Boden, Luft und Grundwasser gelangen. Bei Menschen und Tieren können die Substanzen zu Fehlentwicklungen des Nervensystems, Fortpflanzungsunfähigkeit und Krebs führen. Obwohl in Deutschland der Export von Elektroschrott verboten ist, gelangt dieser oftmals unter falscher Deklaration („Second Hand Ware“) ins Ausland. Angekommen in Afrika oder Asien, landet der Schrott entweder auf der Müllhalde, von wo aus die giftigen Inhaltsstoffe langsam in die Umwelt gelangen, oder er wird von Arbeitern per Hand zerlegt. Um an die wertvollen Bestandteile, wie Gold und Kupfer zu gelangen, werden die Geräte ausgeschlachtet und verbrannt – mit ernsten Folgen für die Umwelt und Gesundheit.
Einen echten „grünen“ Computer gibt es leider noch lange nicht. Was tun, um den Elektroschrott zu vermindern? Der greene Berliner hat viele Möglichkeiten:
1. Lebensverlängernde Maßnahmen – 120€ / Jahr sparen
Die wenigsten Computer geben bereits nach 2-3 Jahren den Geist auf (wenn das so ist, sollten Sie ein ernstes Wörtchen mit dem Hersteller reden). Motive für die Neuanschaffung sind meist eine vermeintliche Veraltung, zu wenig Speicherplatz, aber auch neue Betriebssysteme, die auf Neuware meist bereits installiert ist.
Bevor ein neues Gerät angeschafft werden soll, lohnt es sich, zu prüfen, ob das vorhandene Gerät aufgerüstet werden kann. Wenn der Speicherplatz nicht ausreicht hilft es oft schon, ungenutzte Programme zu deinstallieren, alte oder doppelte Dateien zu löschen und den Speicherplatz durch eine Defragmentierung aufzuräumen. Wenn das nicht ausreicht, kann der Einbau einer größeren Festplatte bzw. der Kauf einer externen Festplatte sich lohnen (am besten und günstigsten gebraucht). Manchmal wirkt auch eine Neuinstallation des Betriebssystems wunder. Ein System Upgrade (zb. von Windows Vista auf Windows ) kostet i.d.R. weniger als ein komplett neues System.
Eine Lebensverlängerung von 3 auf 5 Jahre macht i.d.R. nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch Sinn. Ein €900 Laptop kostet in 3 Jahren €300 pro Jahr. Der selbe Preis auf 5 Jahre aufgeteilt ist €180 – also €120 im Jahr gespart. Oder anders ausgedrückt, einen PC alle 3 Jahre zu ersetzen kostet in 15 Jahren €4500, bei 5 Jahren Nutzung nur €2700. Die Differenz erlaubt einiges an Aufrüstung.
2. Ein erfülltes 2. Leben – Spenden statt wegwerfen
Wenn Sie sich trotzdem trennen wollen, verhelfen Sie Ihrem PC zu einem erfüllten Leben danach! Funktionsfähige Geräte sind für den Recyclinghof viel zu schade. In Berlin gibt es gleich mehrere Initiativen, die den alten PC vor dem Müllberg verschonen und ihm gesellschaftlichen Wert geben.
Eine Liste mit gemeinnützigen Berliner Organisationen, die Computerspenden entgegen nehmen findet sich auf der Homepage der Berliner Stadtreinigung. Darunter sind z.B. die Berliner Caritas und der Diakonie Laden Berlin, die Sachspenden zu günstigen Preisen an Bedürftige verkaufen.
Lassen Sie sich eine Spendenbescheinigung ausstellen – Sachspenden können oftmals von der Steuer abgesetzt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist der Verkauf, Tausch oder das Verschenken an Privatpersonen. Auch hier bietet die Stadtreinigung mit ihrem Tausch- und Verschenkmarkt im Internet eine Plattform. Etwas größer und schneller sind die kostenlosen Anzeigenmärkte in der Zweiten Hand oder bei Ebay Kleinanzeigen.
3) Ruhe in Frieden – wenn nichts mehr geht, umweltfreundlich entsorgen
Wenn der alter PC oder Laptop dann endgültig den Geist aufgibt, gilt es, ihn umweltfreundlich zu entsorgen. Elektroschrott darf aufgrund der Schadstoffe seit 2006 nicht mehr in die Restmülltonne geworfen werden.
Elektromüll (sowie übrigens Leuchtstoff-Röhren und Energiesparlampen) wird bei den Recyclinghöfen der Berliner Stadtreinigung (Liste der Sammelstellen siehe unten) kostenlos entgegen genommen und fachgerecht recycelt und entsorgt (bis 5 Stück pro Gerätetyp). Gegen Gebühr werden die Geräte auch abgeholt.
Vorsicht ist bei kommerziellen Recyclinganbietern geboten. Einige verkaufen die Geräte an Exporteure, sodass sie dann unter Umständen wieder in Entwicklungsländern landen. Informieren Sie sich daher vorab genau, was mit den Geräten passiert, bevor Sie Ihren „Alten“ weggeben.
Zum Weiterlesen:
- BSR Informationen: Elektroaltgeräte
- „Der unkorrekte Computer“ – Artikel in derFreitag
- Fachbericht Recycling kritischer Rohstoffe aus Elektronik-Altgeräten
Sammelstellen der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
- Charlottenburg-Wilmersdorf
Ilsenburger Straße 18 – 20
Berliner Straße 110 - Lichtenberg
Fischerstraße 14-17 - Marzahn-Hellersdorf
Nordring 5
Rahnsdorfer Straße 76 - Neukölln
Gradestraße 77 - Pankow
Behmstraße 74
Asgardstraße 3 - Reinickendorf
Ruppiner Chaussee 341
Lengeder Straße 6 – 18 - Spandau
Brunsbütteler Damm 35-49 - Steglitz-Zehlendorf
Hegauer Weg 17
Ostpreußendamm 1 - Tempelhof- Schöneberg
Naumannstraße 88-92 - Treptow-Köpenick
Oberspreestraße 109