Rosenduft und Kreuzberger Bienen– ein interkultureller Garten in Berlin

Gartenarbeit

Der Interkulturelle Garten Rosenduft, ein Projekt des Vereins südost Europa Kultur e.V. in Kreuzberg, zeigt, wie bosnische Migrantinnen eine wunderschöne Oase inmitten Berlins, für Kinder, Jugendliche, junge und ältere Menschen, geschaffen haben.

von Franziska Hoffmann

Rosengarten

Vielen von uns sind Kleingärten in Randgebieten von Städten ein bekanntes Bild. Auch in Berlin gibt es fast 70.000 Schreber- oder Kleingärten, die vor allem zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst und zur Erholung von Städtern genutzt werden.
Seit Anfang der 90er Jahre gibt es zusätzlich zum Kleingarten alternative Formen von Stadtgärten,die sogenannten Nachbarschafts – und Gemeinschaftsgärten und interkulturelle Gärten. Das Modell der community gardens (Gemeinschaftsgärten) ist aus New York über Göttingen nach Berlin gekommen. Innerhalb dieser „Gartenbewegung“ ist dann die Idee von interkulturellen Gärten aufgekommen.
In Berlin gibt es momentan 24 verschiedene interkulturelle Gärten, von Lichtenberg bis Spandau. Dazu gehören Generationengärten, ökologische Nachbarschaftsgärten des Türkisch–Deutschen Umweltzentrums oder ein Garten direkt neben dem legendären Rauch–Haus. Über das Netzwerk Stiftung Interkultur, ein Projekt der Stiftungsgemeinschaft anstiftung und ertomis, kann sich jeder über die verschiedenen Gärten in Berlin und in Deutschland informieren.

Green In Berlin hat für Euch einen der ersten interkulturellen Gärten Berlins besucht, den „Interkulturellen Garten Rosenduft“. Dabei handelt es sich um ein Projekt von und für traumatisierte Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Der Garten ist jedoch auch offen für Interessierte aus anderen Ländern. Entstanden aus Bemühungen der Mitglieder des Vereins südost Europa Kultur e.V., die nach einer Möglichkeit zur Therapie und Überwindung von Traumata des in der Heimat erlebten suchten.
Der Garten befindet sich auf dem Gelände des Parks am Gleisdreieck und ist von der Möckernstraße aus erreichbar. Momentan engagieren sich ca. 40 Personen, teilweise mit ihren Kindern, im Interkulturellen Garten Rosenduft, darunter auch Menschen aus der Nachbarschaft mit unterschiedlicher Herkunft.
Seit Beginn des Bestehens im Jahr 2006 ist die nutzbare Fläche von etwa 100 m² nach einem Umzug auf das jetzige Gelände auf eine Größe von circa 2000 m² gewachsen. Dies ist 2008 Dank der Unterstützung des Bezirksamtes Friedrichshain – Kreuzberg, dem Berliner Senat, der Stiftung Interkultur und der Grün Berlin GmbH möglich geworden.

Gartenarbeit

Gartenarbeit

Begzada Alatovic, die Leiterin des Gartenprojektes, und andere Bosnierinnen haben verschiedene Bohnensorten und Okra aus ihrer bosnischen Heimat mit in den Garten gebracht. Die Pflanzen gedeihen auch auf Berliner Boden neben Kräutern, Salat, Zucchini, Kürbissen und Tomaten sehr gut. Begzada sagt „Der Anbau von Pflanzen aus der alten Heimat schafft ein Stück Verbindung mit der neuen Berliner Heimat. Gleichzeitig werden unsere Traditionen bewahrt”. So werden im Garten auch Rosen aus Bosnien angebaut, aus deren Blättern der traditionelle Rosensaft, genannt Serbe, hergestellt wird. Der Boden wird auf natürliche Art und Weise mit Kompost, organischem Dünger und bald auch Stallmist gedüngt. Es werden keine chemischen Produkte zur Schädlingsbekämpfung oder gegen Unkräuter benutzt.

Gemüsekorb

im Rosengarten wachsen 22 Bohnensorten

Der Rosenduftgarten ist auch ein Ort der Begegnungen, des Austauschs mit Freunden und Nachbarn, sowie ein Treffpunkt für die GartennutzerInnen. Viele Initiativen und Ideen nahmen hier ihren Anfang, wie der Austausch „Berlin – Marseille – eine grüne Begegnung“, bei dem Kinder aus Berlin nach Marseille reisten und umgekehrt. Die Kinder aus Marseille stammten aus den sozial und ökonomisch schwächeren Vorstädten, den Banlieus der Stadt. Über den Austausch nach Berlin bekamen sie die Möglichkeit zu reisen und Neues über Imkerei und Gärtnern und Vieles mehr zu lernen. Ebenso sind die Kinder der Frauen des Interkulturellen Gartens Rosenduft nach Frankreich gereist. Für dieses Projekt ist südost Europa Kultur e.V. mit dem 3. Preis des „Deutsch – französischen Ideenwettbewerbs für Bürger die etwas bewegen wollen“ der Robert – Bosch Stiftung ausgezeichnet worden. Das Projekt wurde durch die Stiftung und das Deutsch – Französische Jugendwerk finanziert.

Bienenstock

Bienenstock

Umweltbildung für Kinder und Erwachsene ist der Leiterin des Gartens eines der wichtigsten Anliegen. Beispielsweise finden in Zusammenarbeit mit Vern e.V. Workshops und Schulungen statt. Begzada engagiert sich vielseitig, z.B. beim Innovations-Netzwerk Klimaanpassung Brandenburg – Berlin, und versucht immer wieder neues Wissen und Können in den Garten zu integrieren. Seit 2010 gibt es auch Bienenvölker im Interkulturellen Garten Rosenduft. Bei Interesse an diesem Thema kann der Imker kontaktiert werden. Ganz neu ist der Lehmofen, der mit dem Verein Baufachfrau gebaut und auch von diesem gesponsert worden ist.
Der Rosenduftgarten ist ein lebendiger Ort, der zum Verweilen einlädt und dennoch immer in Bewegung ist! Besucht den Garten und lasst euch inspirieren! Wir wünschen Euch viel Spaß dabei!

Erreichbarkeit:
Möckernstraße/ Höhe Hornstraße
Park am Gleisdreieck,
Erreichbar über U1, U7 Möckernstraße
S+U Yorkstraße, M19 Yorkstraße

Öffnungszeiten:
Mi., Fr. und So. 16:00 – 20:00 Uhr
Di. und Do. 10:00 – 13:00 Uhr und nach Vereinbarung

Links zum Artikel:

südost Europa Kultur e.V
Stiftung Interkultur
Stiftungsgemeinschaft anstiftung und ertomis
Vern e.V. 

Quellen:

Interkulturelle Gärten Laura Nosetti (2009)

Elisabeth Meyer-Renschhausen: Unter dem Müll der Acker. Community Gardens in New York City. Ulrike Helmer Verlag(Sulzbach/Taunus) 2004.