Läuft! Neukölln hat jetzt einen Kiez-Brunnen
In Neukölln treffen ja immer wieder Welten aufeinander. Wenige Meter vom Hermannplatz, versteckt zwischen Esso Tankstelle, Spätkauf und Asia-Imbissen findet sich ein schnuckeliges kleines Kiez. Das Reuter-Kiez übersieht man, wenn man es nicht kennt.
Hier gibt’s – logisch – den obligatorischen Bio-Laden, eine ganze Menge Radfahrer und Kinderwagen. Und jetzt sogar einen eigenen Trinkbrunnen. Green In Berlin war bei der Eröffnung dabei.
Warum trinken Berliner überhaupt Wasser aus Flaschen? Samuel Höller von a tip:tap kann das nicht nachvollziehen.Trinkwasser ist schließlich viel preisgünstiger, es muss nicht getragen werden, wird streng kontrolliert, und es ist die umweltfreundliche Alternative zu abgefülltem Mineralwasser. Dazu ist das Berliner Wasser bekanntlich von besonders guter Qualität. Vermutlich spielen aufwendige Marketing-Kampagnen und das Gefühl „sich etwas zu leisten“ eine große Rolle, meint Stephan Natz von den Berliner Wasserbetrieben.
Die Initiative zum Kiezbrunnen in der Weserstraße kommt von a tip:tap – einem Berliner Werkstatt-N Projekt mit dem Ziel, Leitungswasser als Alternativgetränk zu Flaschenwasser zu etablieren.
Zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben und dem lokalen Bio-Laden „Biosphäre“ hat die Gruppe den ersten Berliner Trinkbrunnen in echter Kiezlage geplant, finanziert und schließlich eingeweiht. Zwar gibt es noch 17 weitere Trinkbrunnen in der Hauptstadt – aber diese befinden sich nicht in Wohngebieten, sondern zum Beispiel im Britzer Garten und am Kurfürstendamm. Anders ist das zum Beispiel in Wien, wo es zwischen 700 und 900 Trinkbrunnen gibt, so Stephan Natz von den Berliner Wasserbetrieben. Oder in Bilbao (Spanien) – der zweiten Projektstadt von a tip:tap. Hier möchte das Projekt vor allem erreichen, dass die rund 300 Brunnen mehr genutzt werden sagt Bettina Bohle von a tip:tap.
Größte Herausforderung für mehr Trinkbrunnen in Berlin ist wohl die Finanzierung. Ein Brunnen kosten ca 6.000€, dazu kommen Kosten für den Wasseranschluss und -ablauf sowie etwa 3.000€ Instandhaltungskosten pro Jahr – die Qualität des Brunnenwassers wird 14-tägig überprüft. Samuel Höller hofft, dass solche Kosten zukünftig durch Sponsoren getragen werden können: Die Brunnen sind gravierbar. Zudem sollten Trinkbrunnen eine größere Rolle bei der Stadtplanung spielen. Stephan Natz könnte sich auch vorstellen, dass Wohnungsbaugesellschaften mit Trinkbrunnen ihre Wohnprojekte aufwerten.
Bei a tip:tap gibt es noch eine Menge Ideen, wie den Berlinern Leitungswasser weiter schmackhaft gemacht werden kann. Wer die Initiative unterstützen möchte – mit Expertise, Spenden oder Tatkraft – kann sich direkt an [email protected] wenden.
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