Green Glamour – Nachhaltige Mode auf der Ethical Fashion Show Berlin
Nachhaltigkeit und Mode – das passt in der Regel nicht so recht zusammen. Von den Anbaumethoden der Baumwolle über die Arbeitsbedingungen in den Nähereien zum Einsatz von Chemikalien zur Behandlung der Stoffe. Auf dem Weg vom Feld in den Kleiderschrank durchläuft konventionelle Kleidung viele kritische Schritte. Auf der Ethical Fashion Show vom 4.-6. Juli 2012 präsentierten Designer und Händler nachhaltige Alternativen zu Kleidung, Schuhen und Accessoires. Wir haben uns umgesehen und – wie immer – ein besonderes Auge auf die Berliner unter den Aussteller geworfen.
Einem Bio-Apfel nimmt man es nicht übel, wenn er nicht so perfekt aussieht wie seine glatt-polierten Verwandten aus dem konventionellen Anbau. Bei Mode ist das etwas anders – bio und fair allein machen nicht so richtig glücklich.
Für Mareike, Gründerin und Kopf des Berliner Labels format ist klar, dass Menschen ihre Mode in erster Linie gut finden müssen. Nachhaltigkeit ist zwar für immer mehr Kunden ein zusätzlicher Pluspunkt, reicht allein aber nicht, um ein Kleidungsstück zu verkaufen. Dass sie bei der Produktion GOTS-zertifizierte Materialien verwendet, durch optimierte Schnitte Abfall vermeidet und lokale Produzenten bevorzugt, macht Mareike deshalb auch nicht zum Hauptthema ihrer Arbeit. Es gehört einfach zur Philosophie – dazu, wie sie als Designerin arbeiten will. Die Frage, um wie viel teurer GOTS-zertifizierte Stoffe eigentlich sind, kann sie gar nicht sagen – sie kauft eben nie konventionell hergestellte Stoffe.
Konventionell angebaute Baumwolle wird unter hohem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln hergestellt. Die Monokulturen laugen den Boden aus und der Einsatz der Chemikalien ist gesundheitsschädlich für die Feldarbeiter. Die Arbeitsbedingungen den Nähereien, die aus Kostengründen meist in Entwicklungsländern wie Bangladesh und Pakistan zu finden sind, sind oft gefährlich. Das Sandstrahlerverfahren, welches bei Jeans den begehrten „used“ Effekt bewirkt, führt dazu, dass sich kleinste Sandteilchen in den Lungen der Fabrikarbeiter absetzen und dort zu Atembeschwerden und sogar zum Tod führen können. Das Verfahren wurde in der Türkei verboten – in Bangladesh wird es weiterhin angewendet. Dazu kommt der direkte Kontakt mit Chemikalien, denen die Arbeiter permanent ausgesetzt sind. Oftmals ist die fachgerechte Entsorgung der Chemieabfälle nicht geregelt bzw. wird nicht kontrolliert. GOTS steht für Global Organic Textile Standard. Zertifiziert werden nur Materialien, die auf faire und umweltverträgliche Weise hergestellt und verarbeitet wurden.
Das Berliner Unternehmen Lebenskleidung hat sich auf den Import und Vertrieb solcher GOTS zertifizierter Stoffe spezialisiert. Die vier Jungs aus der Krüllstraße in Treptow lösen ein Problem umweltbewußter Designer: sie bieten ihre Ware auch in kleinen Mengen an.
Schließlich sind da noch die Accessoires. Auch hier gibt es spannende, grüne Ideen aus Berlin.
Rupert von SAG + SAL zeigt uns wie Gummitücher aus Offset-Druckmaschinen als Taschen wiedergeboren werden. Das Material, welches normalerweise im Hausmüll landet, ist wasserabweisend und stabil. Die Taschen kommen in allen erdenklichen Größen, Farben und Formen – für alle erdenklichen Kunden. In der Pipeline sind Laptop-Taschen und Fahrradtaschen – wir dürfen gespannt sein!
Die Ethical Fashion Show zeigt, dass Mode auch nachhaltig geht ohne Kratzpulli-Klischees zu erfüllen. Wer nachhaltig konsumieren möchte, schaut jedoch nicht nur auf das „was“, sondern auch das „wieviel“. Jährlich oder gar saisonal wechselnde Mode-Trends, die zu einem ungebremsten Konsum verführen, sind nicht nachhaltig, egal aus welchem Material die Kleidung ist. Sich nachhaltig kleiden bedeutet deshalb auch, auf zeitlose, langlebige Kleidung zu achten.
Links zum Beitrag:
- GOTS – Global Organic Textile Standard
- format
- Lebenskleidung
- SAG + SAL
Finde es toll, dass man zwischenzeitlich auch dort immer mehr Wert auf nachhaltige Mode legt. Ich schätze, dass dies auch in Zukunft immer mehr im Kommen sein wird, aber so sollte es grundsätzlich auch sein.